Die Ursprünge – Wie ist Naikan entstanden?

Ishin Yoshimoto

Die Naikan-Methode wurde von Ishin Yoshimoto (1916 – 1988) in Japan entwickelt. Nach einer spirituellen Erfahrung in den 1930er Jahren war er von dem Wunsch erfüllt, möglichst vielen Menschen ebenso diese Freude und echtes Vertrauen zu ermöglichen. Daraus entstanden ist „NAIKAN“. 

Sich selbst zu erkennen, das war für ihn die Essenz des Lebens. Durch das Naikan-Üben kommen Menschen zu ihrem Kern.

Für viele Menschen hat sich Naikan – unabhängig von Religion und Kultur – seither als Hilfe und Werkeug bewährt, um zu einer „größeren Sichtweise“ im weitesten Sinn zu gelangen.

Inzwischen gibt es weltweit Naikan-Zentren, in denen man sich in der Naikan-Methode üben kann. Federführend bei der Verbreitung von Naikan in Europa war und ist Prof. Akira Ishii. Er stammt aus Japan und war bis 2015 an der juristischen Fakultät der Aoyama Gakuin  Universität in Tokyo als Professor für Kriminologie tätig. Er lernte bereits während seines Studiums Naikan in japanischen Gefängnissen kennen und entwickelte selbst großes Interesse an der Methode. Im Zentrum der Naikan-Begründer, Ishin Yoshimoto mit seiner Frau Kanuko, praktizierte er regelmäßig Naikan und stellte sich als Übersetzer für deutschsprachige Naikan-Teilnehmer zur Verfügung.

In Scheibbs, Niederösterreich, leitete er im Sommer 1980 die erste öffentliche Naikan-Woche, die außerhalb Japans durchgeführt wurde. Seither hat sich Naikan nicht nur in Europa enorm verbreitet. Unermüdlich reist er um die ganze Welt, leitet Naikan-Wochen und hält Vorträge, um Naikan den Menschen nahe zu bringen.

„Ziel des Naikan ist die Verwandlung des Gemüts, damit wir, egal wie schlimm die äußeren Umstände sind, voll Dankbarkeit leben können und den Wunsch haben, das empfangene Gute zurückzuerstatten.“
(Ishin Yoshimoto)

Prof. Akira Ishii spricht über Naikan in einem Interview mit Walter Schwung.

Die Podcasts sind hier zu hören.

Fragen und Antworten

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Ist eine Woche genug Zeit?

Wenn man konzentriert eine Woche lang prüft, sind das über 10 Stunden am Tag und über 70 Stunden pro Woche. Würde man eine Stunde pro Woche üben, so dauerte das über ein Jahr. Deswegen kann man sagen, dass eine Woche einmal im Jahr ausreichend Zeit gibt. – Prof. Akira Ishii

Eine Woche ist doch zu lange?

 Da wir unser ganzes Leben prüfen ist eine Woche nicht sehr lange. Wenn man einmal inne hält und fünf, sechs Tage die  Vergangenheit betrachtet, erinnert man sich manchmal sogar an die Farbe des Dreirades. An so etwas erinnert man sich kaum nach einem Tag. – Prof. Akira Ishii

Ich möchte nicht in meine Vergangenheit zurück sehen.

Manche Menschen wollen nicht in die Vergangenheit zurück sehen, weil es etwas gibt, an das sie sich lieber nicht erinnern wollen. Das heißt aber auch, die Tatsachen aus der Vergangenheit mitzuschleppen.
Oder, wenn man Schwierigkeiten hatte, diese zu akzeptieren und so zu tun, als ob sie nie passiert wären.
Vielleicht ist es ein Ereignis das unangenehm oder gegen den eigenen Wunsch war. Aber einen Teil der Vergangenheit zu verneinen ist nicht anders, als sein gegenwärtiges Selbst zu verneinen, da dieses das Ergebnis der gesamten Vergangenheit ist. Beim Naikan betrachtet man das Geschehene von verschiedenen Seiten und es wird möglich, es als eine Tatsache der Vergangenheit zu erkennen und zu akzeptieren.
Naikan bewirkt, dass man von den Fesseln der Vergangenheit befreit wird und wirklich in der Gegenwart leben kann. – Prof. Akira Ishii

Sich fürchten, sich selbst zu erkennen.

Das wäre ein überzeugender Grund, um Hemmungen zu haben Naikan zu machen. Es ist gewiss eine
fürchterliche Sache sich zu erkennen. Aber es ist noch fürchterlicher zu leben, ohne sich zu kennen.
Bei Naikan erkennt man sich selbst als Folge davon, dass man sich selbst betrachtet hat und nicht dadurch, dass man von anderen Menschen darauf hingewiesen wird. Unser Selbstbild wird nicht von anderen zerstört, sondern dadurch, dass das neue Selbstbild entsteht, wird das alte Selbstbild zerstört.
Das ist, als würde die Raupe den Kokon von innen brechen, und nicht der Kokon von außen aufgebrochen werden. Wenn man behauptet, dass es fürchterlich ist, kann man bis ans Ende seines Lebens kein Schmetterling werden und in den großen weiten Himmel fliegen. Die Tatsache existiert, egal ob man sich betrachtet, oder nicht. Ich würde mir wünschen, dass Sie sich mit Mut betrachten. – Prof. Akira Ishii

Ich befürchte, dass ich geändert werde.

Es gibt Leute, die sagen, dass sie sich vor Veränderung fürchten. Es kann aber sein, dass es heißt, dass sie kein Selbstvertrauen haben. Wenn man zu sich echtes Vertrauen hat, will man hinsehen, ob und wo man Schwachpunkte hat, oder wo man sich noch ändern sollte. Wenn man fürchtet sich zu ändern, dann kann man wohl sein ganzes Leben so verbringen wie jetzt und sein ganzes Leben damit verbringen, sich zu schützen. Das wäre noch fürchterlicher, nicht wahr? Es kann sein, dass es besser ist, den Teil, der in nur einer Woche geändert werden kann, möglichst früh zu ändern. – Prof. Akira Ishii

Weil ich gerade großen Leidensdruck habe, habe ich keinen inneren Raum um Naikan zu üben.

Es gibt Menschen, die sagen, dass sie nicht Naikan üben können, weil das gegenwärtige Leiden zu groß ist. Aber wenn man in einer Phase ist, in der man über andere Sachen nicht nachdenken kann, weil man gerade leidet, dann ist unser Sichtfeld sehr eng. Wenn man in einer solchen Phase prüft, was man von der Mutter bekommen hat, was man vom Vater bekommen hat, versteht man, dass man jetzt existiert als Ergebnis von all dem. Das eigene Selbstwertgefühl wird dadurch gestärkt.
Und wenn man sehen kann, dass so ein Selbst, das als Ergebnis von Vergangenem jetzt hier existiert, jetzt dieses Problem hat, wird dieses Problem als nur ein Problem, das gelöst werden soll, gesehen. Wenn man mitten im Leiden ist, bemerkt man manchmal nicht, dass die Kirsche vor den eigenen Augen geblüht hat und die Blüte vom Baum gefallen ist. Aber durch Naikan wird man fähig, durch ein breiteres Sichtfeld die Gegenwart zu sehen. Deswegen: Wenn man fühlt, dass man so was nicht machen kann, weil das Leiden groß ist, ist es gerade die richtige Zeit für Naikan. – Prof. Akira Ishii

Es gibt eine Person, der gegenüber ich nicht Naikan machen möchte.

Es gibt ziemlich viele Menschen, die sagen, dass sie bereit sind, gegenüber der Mutter Naikan zu machen, aber dass sie gegenüber dem Vater nicht Naikan machen wollen. Aber wenn man gegenüber dem Vater nicht Naikan machen will, weil man ihn nicht mag oder weil man ihn hasst, heißt es, dass man vor der Realität flieht. Man kann nicht sagen, dass man nichts bekommt von jemanden, weil man ihn nicht mag. Es gibt auch den Fall, dass man jemanden absolut nicht ausstehen kann, obwohl man von diesem Menschen viel bekommen hat. Wenn man den anderen respektiert oder mag, bemüht man sich, weniger Schwierigkeiten zu verursachen. Aber wenn man ihn nicht gern hat oder verachtet, kann es passieren, dass die Art unserer Antwort, wenn man von ihm angeredet wird, schon verletzend ist. Es kann auch passieren, dass man sich so verhält, als ob man nicht gehört hat, auch wenn man angeredet wird. Deswegen: Die Tatsache zu sehen, hat nichts damit zu tun, ob man jemanden mag oder nicht. – Prof. Akira Ishii

Ich brauche Naikan nicht, aber ich möchte, dass eine andere Person Naikan übt.

Es gibt Menschen, die sagen, wenn sie von Naikan hören, dass sie den guten Sinn erkannt haben und dass sie es nicht brauchen, aber jene Person sollte es machen. Es ist natürlich auch recht das zu sagen, aber es wäre vorher besser, dass man sich selber betrachtet und unbelastet ist. Manchmal denkt man, dass man die andere Person machen lassen möchte, um den anderen zu ändern ohne sich zu ändern. Deswegen könnte es auch wichtig sein zu prüfen, warum man jene Person machen lassen möchte. Wenn man, nachdem man zuerst selber Naikan erfahren hat, den anderen Menschen Naikan empfiehlt, wird die überzeugende Fähigkeit größer. – Prof. Akira Ishii

Erfahrungen von Naikan­teilnehmern

„Was man im Naikan bemerkt und was man im Naikan bekommt, das ist bei jedem anders. Deswegen weiß man nicht, was man im Naikan bekommt, bevor man Naikan übt.“

„Naikan hat mir Raum und Zeit gegeben, in einer für mich nie zuvor vorstellbaren Art über mein bisheriges Leben nachzudenken.“

„Ich habe die Ruhe und Abgeschirmtheit nicht nur gebraucht, sondern auch genossen.“

„Naikan hat mir ermöglicht, Abschnitte meines Lebens zu prüfen, die ich schon längst irgendwo vergraben hatte. Es hat vieles an die Oberfläche gebracht.“

„Naikan ist eines der beeindruckendsten Erlebnisse, das ich je hatte. Es stellt alle Therapien und was es sonst noch gibt, in den Schatten.“

„Naikan ist eine der schönsten und reinigendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe.“

„Naikan hat mir meinen schweren Rucksack abgenommen. Es hat mich wieder Dankbarkeit, Wärme und ehrliche Liebe zu verspüren gelehrt.“